Tag der Regenbogenfamilien

Gestern war Tag der Regenbogenfamilien. Ursprünglich wollten wir deswegen auch auf ein Picknik in Wien gehen wo man sich mit andere Familien austauschen kann, aber da das Wetter dann nicht mitspielte und die ganze Veranstaltung nach drinnen verlegt wurde, haben wir das doch ausgelassen.

Aber dafür hab ich mir ein paar Gedanken zu dem Thema gemacht, anscheinend ist das ja auch für viele in unserem eiegntlich ausschließich heterosexuellen Umfeld interessant und deshalb hier ein Teil unserer Geschichte - achtung lang :)

Die Frau und ich haben uns Ende 2008 auf einem Treffen des Hebammenforums kennengelernt. Davor hatten wir eigentlich keinen wirklich Kontakt, im Forum selbst waren wir uns gegenseitig nicht wirklich aufgefallen bzw. fanden die Einstellung der jeweils anderen nicht nachvollziehbar (gut, das ist heute auch manchmal noch so gg).

Die Frau wusste damals schon, dass sie auch Interesse an Frauen hat und hatte auch schon einige Erfahrungen gesammelt. Ich konnte dazu noch nix sagen, außer dass ich nichts im Leben unversucht lassen wollte und  so haben wir uns einfach mal darauf eingelassen.

Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich einen 3-jährigen Sohn und war gerade frisch getrennt aus einer Beziehung zu einem Mann. Die Frau hatte bereits 3 Kinder aus ihrer Ehe, in der es gerade heftig kriselte und die kurz darauf zerbrach. 

Die Beziehung wurde schnell enger und als Mütter waren natürlich auch die Kinder bald ein Teil davon. Das war anfangs oft wirklich schwer (aber vielleicht wie in jeder Patchworkfamilie? ich weiß es nicht). Für meinen Sohn war die Situation sehr schwer, dass er mich plötzlich teilen muss, das kannte er ja auch seinem bisherigen Leben nicht. Er fands zwar toll, dass er plötzlich 2 neue Spielgefährten hat (die Buben sind ja jeweils nur 1 Jahr auseinander, 2004, 2005 und 2006 geboren) und außerdem noch einen 2.Mama aber gleichzeitig fehlte ihm die viele Exklusivzeit mit mir alleine. Das hat relativ lange gedauert, bis wir hier einen guten Weg gefunden haben und war oft nicht einfach.
Die Kinder der Frau waren natürlich zu erst mal traurig, dass der Papa ausgezogen ist. Das hat sich dann relativ schnell gelegt und dann gingen alle unterschiedlich mit der Situation um.
Schwierig war auch die Kompetenzen-Verteilung, war darf was bei welchem Kind entscheiden oder sich einmischen. Zuerst war das wirklich sehr stark getrennt, jeder ist für seine eigenen Kinder zuständig. Der andere hatte Beratungsrechte. Mit der Zeit sind diese Genzen allerdings sehr verschwommen und nach nun über 8 Jahrn ist es so, dass wir uns beide als Eltern der großen 4 Kinder fühlen. Wir sind aber auch zu 100e% alleine für die verantwortlich, da beide Väter kein großes Interesse an ihrer Vaterrolle an den Tag legen (auch nach wirklich vielen Versuchen von unserer Seite, das anzukurbeln) und somit für die Kinder kaum vorhanden.

Ziemlich bald in unserer Beziehung äußerte die Frau auch ihren noch noch abgeschlossenen Kinderwunsch. Obwohl wir damals noch nicht konkret darüber rechechiert haben oder fix entschlossen waren, so war doch ein fixer Punkt, dass wir uns nach der Hochzeit Gedanken machen über noch ein gemeinsames Kind.


Es war immer klar, dass wenn die Frau ein weiteres Kind austragen würde. Erstens hatte ich eine Schwangerschaft erlebt, vollkommen ausreichend finde ich, das einmal zu erleben und zweitens war ich immer voll berufstätig mit einem höheren Einkommen und somit wäre eine Schwangerschaft bei mir organisatorisch viel komplizierter gewesen. Damals, 2013, war eine künstliche Befruchtung für gleichgeschlechtliche Paare in Österreich noch nicht erlaubt, also haben wir uns einen anderen Weg und ein anderes Land ausgesucht und wollten es einfach mal versuchen ob es klappt.
Der Weg zur Prinzessin war dann wirklich auch kein leichter, vorallem für die Frau war es emotional sehr schwer. Bei den vorherigen Kindern war sie immer sehr schnell schwanger geworden, diesmal war es natürlich etwas komplizierter und es dauerte einige Versuche und ein Sternchen bis wir tatsächlich zur Regenbogenfamilie werden sollten.

Die Prinzessin kam dann mit Komplikationen zur Welt und verbrachte die ersten 3 Wochen im Krankenhaus bis sie fit genung war um zu uns nach Hause zu kommen.

Und was soll ich sagen, irgendwie hat sie geschafft, die Familie zu einem Ganzen zu machen. Die Kinder waren noch nie so vereint und lieben sie wirklich von ganzem Herzen. Es hat uns als Familie nochmal deutlich mehr zusammengeschweißt.

Kurz nach der Geburt hab ich zur Frau dann gesagt, sie muss sich jetzt entscheiden, ob das das letzte Kind ist oder nicht. Ich wollte wenn dann ein weiteres Kind mit knappem Abstand zur Prinzessin bekommen, denn irgendwann sollten ja auch alle Kinder mal großgezogen sein. Und die Vorstellung, dann wenn die Prinzessin in die Schule geht, nochmal mit einem Baby anzufangen, war nix für mich.

Also kam 2 Jahre später noch der Babybub zu uns und nun sind wir wirklich komplett :)

Wie ist jetzt so das Zusammenleben mit 2 Frauen und 6 Kindern?

Viele fragen uns, ob es für die Kinder sehr problematisch ist mit den Freunden oder an den Schulen. Im Moment kann ich sagen nein. Wir hatten bisher noch kein Problem mit Kindergarten, Schule oder Hort. Jede Institution hat unsere etwas ausßergewöhnliche Familienkonstellation ohne große Vorbehalte angenommen. Wir Erwachsene hatte noch nie mit Vorurteilen zu kämpfen und es kamen auch noch nie Probleme auf. Von den Kindern habe ich bisher ebenfalls noch nichts mitbekommen, dass sie deswegen geärgert werden in der Schule oder ähnliches. Es scheint tatsächlich relativ  normal angenommen zu werden, eventuell aber auch leichter, da wir 2 Frauen sind. Ich denke, bei 2 Männern wäre es nochmal schwieriger.


Fremde Personen können oft nicht einordnen, wie wir zueinander stehen. Man merkt offensichtlich, dass es ein inniges Verhältnis zwischen uns gibt aber die meisten denken, ich bin die Mama/Oma oder eventuell eine ältere Schwester/Tante. Das führt immer wieder zu sehr skurrillen Erlebnissen und am Anfang hat das sehr an meinem Ego gekratzt. Jetzt kann ich gut darüber lachen.

Wie nennen euch die Kinder ist auch noch so eine beliebte Frage.
Das hat etwas gedauert, aber es hat sich so eingespielt dass die Frau für alle Kinder (auch für "meinen" Sohn) die Mama ist. Mich rufen die älteren 4 mit dem Vornamen, für die Prinzessin bin ich Vorname-Mama und der Babybub spricht noch nicht, mal sehen wofür er sich entscheidet.

Was ich etwas schade finde ist, dass wir leider nicht wirklich Kontakt zu anderen ähnlichen Familien haben. Wir haben zwar Bekannte, die ebenfalls als lesbisches Pärchen ein Kind bekommen haben, aber natürlich ist es nochmal ein großer Unterschied, ob man 1 oder 6 Kinder hat. Aber vielleicht ergibt sich da ja nochmal was.

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